Dienstag, 29. Juli 2014

Wenn Fernsehen zur Strafe für den Zuschauer wird. World, wide, bitte geh weg.

Die Lieblingsprivatsender unserer Nation drohen uns momentan mal wieder mit der Überflutung unserer gemütlichen Fernsehinsel in den Abendstunden. Sie schicken eine Welle von Spielshows mit humoristischer Attitüde und Reisesendungen mit rothaarigen Rojinskis gen heimischen Wohnzimmertisch. Diese Welle reißt mich mit Ungläubigkeit und Fremdscham von meinen vier Buchstaben ( S, o, f, a ) und ich werde vom Gehirn als Schutzmechanismus in das Reich der Ohnmacht entführt.
von Swiss Plus AG (www.swissplus.net)via Wikimedia Commons

Bei soviel Sinnlos-Fernsehen frage ich mich, auf den harten Dielen erwacht und wieder zu Bewusstsein erlangt, was eigentlich zuerst da war: der Z-Promi oder die Show-Idee eines Redakteurs, der mich für völlig unzurechnungsfähig hält. Schafft man die freien Promikandidatenplätze als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für talentlose Hupfdohlen oder existieren diese „total verrückten“ Einfälle zuerst und dann fällt den Produzenten auf, dass es ja gar nicht soviele Prominente wie Prominentenspeziale gibt? Um dann nicht jeden C-Promi doppelt zu besetzen (und die meisten haben dann doch etwas wichtigeres zu tun haben, als sich mit Kindergeburtstagsspielen auf einer schrägen Bühne zu blamieren) werden dann Ex-ex-ex- Bachelorkandidaten und Spielerfrauen verpflichtet, um die leeren Plätze zu füllen. Diese hüpfen dann, als seien sie auf enthemmenden Drogen, über meinen Fernsehbildschirm und sind sich für nichts zu schade.
Wenn Palina Rojinski in Leggins, die so hässlich sind, dass sie den Sehnerv nachhaltig schädigen und orangefarbenem Wuscheldutt über Island stolpert, fragt man sich, wer diese Frau ins Fernsehen bringen wollte. Vielleicht war sie die einzige, die sich nicht zu schade dafür war, so offensichtlich gestellte Absurditäten vor einer Kamera zu machen (oder warum sollte ein Autoverleiher einen konservierten Penis, der eigentlich einem Museum gehört, in seinem Whitney-Houston-Wagen mit sich herumfahren?).

Und dem Übel nicht genug, muss Fernsehdeutschland sie nicht in einem oder zwei Formaten ertragen, nein. Da wird mal wieder, wie so häufig im TV, maßlos übertrieben und die Frau in zig Formaten gleichzeitig vor die Linse gezerrt. Was sie genau für einen Beitrag bei Circus Halligalli leistet, warum sie auch noch eine Datingshow mit Männern in Tierkostümen moderiert oder sie sich in einer Show namens „World, wide, weg“ blamieren muss, soll mir mal einer erklären. Das ist nicht lustig, sondern traurig, wenn eine erwachsene Frau nach einem Hashtag winselt und Facebook hinterher trauert.
Ruter - public transport(https://twitter.com/Ruter) [Public domain],via Wikimedia Commons
Wenn Palina Rojinski meint, dadurch einen Ruhm erlangen zu wollen, auf den sie stolz ist, in Ordnung. Aber ich möchte nicht vorwurfsvoll angesehen werden, warum ich denn die neue Powerfrau nicht superhip finde. Wer sich öffentlich im Fernsehen übergibt, kann von mir keinen Respekt erwarten. Das ist banale Belustigung über die niedersten Instinkte.

Ich saß einmal (aus Jux und Tollerei) im Publikum bei der Show „Clash, Boom. Bang!“. Der Name sagt schon sehr viel über diese Sendung aus.. Ich musste Sarah Dingens und Jay von US5 über mich ergehen lassen, wie sie aufmerksamkeitsgeil die, wenn auch mitleidigen, Blicke genossen. Höhepunkt dieses Gruselspektakels war ein Spiel, in dem Männer „aus dem Publikum“ mehreren nackten Frauen die Schokolade von den Brüsten lecken mussten. Wie krank muss man sein, sich so etwas auszudenken, wie armselig muss eine Frau sein, dass mit sich machen zu lassen, wie schamlos muss ein Mann sein, um da mitzuspielen. Und, liebe ß-Promis, kann man wirklich so nach Anerkennung und Aufmerksamkeit geifern, dass man diese Spielchen mitspielt?
Ich will dieses Elend nicht mehr sehen.
Lieber ein paar mehr echte Menschen mit echten Talenten, oder Personen, die mit ein bisschen mehr Eleganz ihre Sucht nach Aufmerksamkeit befriedigen, würde dem TV seinen Reiz ein wenig zurückgeben können.

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