Entschuldigung, wir sind verrückt.
Ich lese es in so gut wie jeder
Frauenzeitschrift, fast jedem Männerblättchen und sehe es in den
Werbespots und Lebensstilsendungen im TV: wer natürlich ist, ist
ekelig.
Wer natürlich ist, ist unsexy, nicht
erotisch und irgendwie schon mal von Grund auf seltsam. Trotzdem
plädieren alle für die natürliche Schönheit. Rote Lippen seien zu
angemalt und eine sitzende Frisur nicht lässig genug. Ein Mann mit
einer getönten Tagespflege? Nein, er ist doch ein Mann! Lässigkeit
ist der Trend, der den Ton angibt.
Aber iiiiihh, der Kerl neben euch im
Bett hat Achselhaare? Ja, das ist wirklich verwerflich. Und nun
schaut unter die Decke und sagt noch, dass er auch Schamhaare hat!!!
Ganz schön widerlich, oder?
NEIN.
Dass ein Mann Körperbehaarung hat,
ist, aufgepasst: normal.
Ich würde sehr gern wissen, woran sich
die kleinen Pheromone an den blitzeblank rasierten Männerkörpern
festhalten sollen. Bei dieser Glätte müssen sie doch geradezu vom
Körper herunterrutschten. Zack, und weg ist der Sexuallockstoff.
Einfach ausgerutscht, das arme Ding.
Ich finde, wir müssen uns von dem neu
auf-diktierten Glauben entfernen, dass alle Haare, außer die auf dem
Kopf, die Augenbrauen und den Wimpern, ein Indiz für Ungepflegtheit
sind. Natürlich gibt es Stellen, an denen Haare einen etwas weniger
ästhetischen Eindruck vermitteln: Schultern, Rücken und Po
beispielsweise. Aber auch das ist nichts schreckliches, auch diese
Härchen finden jemanden, der sie liebt.
In den Filmen der 50er tragen die
schönsten Frauen Achselhaar. Natürlich wuchern ihnen keine
meterlangen Flusen aus den Achselhöhlen. Aber man störte sich nicht
an ihnen. Warum auch? Wem tun sie etwas zuleide? Da muss sich eine
wunderschöne Frau wie Alyssa Milano sagen lassen, sie hätte ein
echtes Problem. Man kann nämlich im Mega-Zoom ein paar feine dunkle
Unterarmhärchen erkennen! Skandal! Auch sehr schön, wie dem Wort
„natürlich“ ein fieser, negativer Beigeschmack verliehen wird...
Quelle: PETA |
Und bei dieser absoluten Idiotie jedem Härchen den Kampf anzusagen, sollten Männer bitte nicht auch noch mit hereingezogen werden.
Ehrlich gesagt, fände ich es sogar
etwas befremdlich, hätte der Mann meines Bettes einen haarlosen Körper.
Frisch rasiert und aalglatt erinnert er mich an einen
vorpubertären Jüngling. Sprießen die Härchen gerade nach, sind sie
stoppelig und bilden kleine Pickelchen. Sind Haare wirklich schlimmer
als Pusteln?
Hat denn keiner von euch Haar-Hassern
bemerkt, wie schön es sein kann, mit den Fingern in diesen Härchen
zu spielen?
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