Sonntag, 5. Juli 2015

Ich suche einen Nachmieter, der mir meinen gesamten Hausrat abnimmt, bei dem ich das Graffiti nicht übermalen muss und der mir für all diese unerledigten Tätigkeiten noch einen großen Schein rüberschiebt.

Der Berliner Wohnungsmarkt gleicht einer kargen und staubigen Ödnis, wo hier und da ein verdörrter Baum den Blick stört und manchmal auch eine fies grinsende Hyäne vorbeischaut, die darauf wartet, dass du endlich aufgibst. Doch was erzähle ich, das weiß jeder, der schon einmal versucht hat, hier eine Wohnung zu finden.

von Graf Umarov; commons.wikimedia.org


Doch die Hyänen haben sich zu noch unangenehmeren Zeitgenossen entwickelt. Da die Makler jetzt keine 1,5 Tausend Euro für das Aufschließen der Wohnräume und ein „Hier, die Infos stehen auf dem Exposé“ verlangen dürfen, ist ihre Motivation auf dem endgültigen Tiefpunkt angelangt. Denn der nervige Neu-Mieter, welcher sich auch noch erdreistet Fragen zu stellen, zahlt einem nicht mehr die horrende Courtage. Da muss man sich das Mindestmaß an Freundlichkeit auch nicht mehr von den Lippen lügen.

von Ion Tichy; commons.wikimedia.org

„Sie stoßen sich den Kopf an der 1,50m hohen Badezimmertür? Seien Sie doch mal etwas lässiger, bei so einem Traumobjekt!“ Auf die Frage, was das denn für schwarzen Flecken hinter der sich ablösenden Tapete seien (dass jemand eine völlig verschimmelte Bude für 600 Euro kalt vermietet habe ich nicht zu denken gewagt), kam die Kinnladeaufklappende Antwort: „Das ist eine Außenwand.“ Das ist eine schöne Info, interessiert mich bei einem erhöhten Aufkommen von schimmeligen Sporen aber herzlich wenig.

Doch nun kreisen auch noch die Geier tiefer. Das, woraus die Hyäne keinen Profit schlagen kann, macht der Aasgeier noch zu Geld. Einige Vormieter wollen scheinbar gar nicht umziehen, sondern nur den Wohnort wechseln. Sie überlassen einem gnädigerweise all ihre abgewohnten Pressholzkonstruktionen und möchten dafür auch noch Dank und Bares. Ich möchte keine bösen Unterstellungen verbreiten. Aber es erscheint mir schon sehr unglaubwürdig, dass jeder dritte vor maximal einem Jahr eine neue Küche hat einbauen lassen, die auch kaum benutzt sein soll. Teils sogar vom Tischler maßangefertigt, fristen diese zweischränkigen Kochnischen ihr Dasein und wollen für nur schlappe 2000 Euro übernommen werden.
Manche bauen ganze Saunen in ihre 400 Euro Wohnungen. Da kann ein Abstand von 10.000 doch schon mal den Besitzer wechseln.
Unverschämt und zu faul, das Ikea Bett bei ebay Kleinanzeigen anzubieten. Wer freut sich denn über hässliche 0815 Einrichtung, die die Wohnung verstopft und entweder erst noch verkauft oder beim Müllhof abgegeben werden muss?

1000 € für nichts. Aber bitte sofort mitbringen.


Vormieter machen es sich in vielen Fällen so leicht wie nur irgend möglich. Und das auf Kosten des Nachmieters. Vielleicht sollten sich die werten Vormieter in Erinnerung rufen, dass sie selbst ja auch Nachmieter sind.

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